Sich die Hände schmutzig machen? Seine freie Zeit opfern? Etwas ohne Gegenleistung für andere tun? Das scheint, vernimmt man das Wehklagen vieler, nicht besonders zeitgemäß zu sein.

Ist das wirklich so? Bärbel Wern kann das nicht bestätigen. Sie ist sichtlich angetan. Mehr Personen hätten nicht in den Raum gepasst. Es gibt Stückchen, einen kleinen Block mit einem persönlichen Gruß versehen und viele Informationen. Gerne wirft sie das Bild von der Landesgartenschau im bayerischen Wangen an die Wand. Es zeigt ein Festzelt. An den Tischen sitzen Hunderte von Ehrenamtlichen in gleichfarbigen T-Shirts. Quasi die halbe Stadt half während des Events mit – so viele, dass das Orga-Team weitere Anfragen ablehnen musste. Vom Abgesang auf das Ehrenamt keine Spur.
„Das Ehrenamt ist keine bezahlte Arbeit, aber die Arbeit ist unbezahlbar“, sagt Bärbel Wern vor der Gruppe. Sie weiß, dass die Landesgartenschau die Freiwilligen an der Basis braucht. Das Engagement ist nicht an Stadt- oder Kreisgrenzen gebunden. Auch Helferinnen, zum Beispiel aus Hungen und Steinau an der Straße, haben sich schon gemeldet. Sie wollen mit dabei sein, wenn in der Nachbarschaft das große Ereignis über die Bühne geht.
Geschäftsführer Florian Herrmann informiert über den aktuellen Stand der Pläne. Die Entwicklungen schreiten täglich voran – nicht nur auf den Baustellen, sondern auch hinter den Kulissen. Das Team bereitet Veranstaltungen, Lagepläne, Shuttleservices und Marketingmaßnahmen vor. Gastronomieangebote müssen verglichen, der Bustourismus mit Angeboten versorgt, Standorte für verschiedene Zwecke definiert, Kooperationspartner gesucht, Ticketpreise festgelegt, Beteiligte informiert und Helfer gewonnen werden. „Dieses Treffen ist ein toller Auftakt, und Ihre Mitarbeit ist von unschätzbarem Wert“, richtet Herrmann seinen Dank an die Anwesenden.


„Jeder kann selbst entscheiden, ob und wie lange er mitmachen möchte“, betont Bärbel Wern. Je nach Stärken und Zeitbudget ist es nun möglich, sich in ein spezielles Programm einzutragen, das nach dem Flex-Pool-Prinzip funktioniert. Je nach Arbeitsbereich gibt es dort spezielle Kalender, in die sich Interessierte mit ihren Wünschen, wie sie sich gerne einbringen würden, einschreiben können. Die Veranstaltungen in Bad Salzhausen und Gedern stehen an erster Stelle. Alle elf Kommunen mit ihren 88 Ortsteilen können sich vernetzen, um sich gegenseitig zu unterstützen. Premiere ist am Ortenberger Markt. Einige Freiwillige haben sich bereits gemeldet, um beim Infostand der LGS mitzuwirken.
Die Fragen und Angebote an diesem Abend sind vielfältig. Ingrid Haesler aus Nidda würde gerne ein Logo der LGS in ihren WhatsApp-Status hineinkopieren. Harald Schubert aus Gedern bietet an, das Geschehen mit seiner Kamera zu begleiten. Constanze Fürst und ihr Sohn Aaron aus Echzell möchten Zeit schenken. Sandra Laurenz erzählt voller Begeisterung von ihrer Tätigkeit als Gästeführerin auf der Landesgartenschau Fulda. Veronika Prantl aus Hirzenhain ist IT-Expertin und bringt sich entsprechend ein. Jeder nach seiner Façon. „Es ist grandios, dass wir die Landesgartenschau ausrichten, und ich bin gespannt, wo ich helfen kann“, sagt Sharon Rieck aus Nidda nach dem Treffen. Viele lernen sich an diesem Abend kennen, plötzlich scheinen alle miteinander im Gespräch, der Austausch startet äußerst rege. Der Abend zeigt auch: Ehrenamt bringt nicht nur neue Bekanntschaften, sondern schafft auch Gemeinschaft. Man bringt Fähigkeiten ein, lernt von anderen und verspürt vielleicht am Ende des Tages eine kleine Portion Glücksgefühl: Denn man wird gebraucht und kann anderen etwas geben.
„Die Landesgartenschau auf die Beine zu stellen, ist ein langer Weg. Die Helferinnen und Helfer werden sie mit Leben füllen“, freut sich Bärbel Wern. Und sie hofft auf noch viele weitere Anfragen. Die sind unter der E-Mail-Adresse ehrenamt@lgs-oberhessen.de oder unter 0151-50058331 möglich.
Info:
Die Landesgartenschau Oberhessen 2027 steht unter dem Motto „Wir sind Garten“. Die Region verwandelt sich vom 22. April bis zum 3. Oktober 2027 zu einer Bühne für über 1.500 Veranstaltungen, kreative Themengärten, farbenprächtige Blumenschauen und eindrucksvolle Blühinseln. Ob im bunten Klassenzimmer, bei Spiel- und Sportaktionen oder beim Flanieren durch die vielfältige Gartenkultur – Gäste jeden Alters dürfen sich auf eine bunte Mischung aus Natur, Bildung, Unterhaltung und Gemeinschaft freuen.