Ackerterrassen, Ski-Sprungschanze und Gullydeckel


Die vier Wetterauer Kommunen sorgen für gut 500 neue Zugänge für das Kulturlandschaftskataster des Regionalverbandes. Es erfasst Kulturdenkmäler wie Boden- und Baudenkmäler und - nicht denkmalge­schützte - kulturhistorische Landschaftselemente (KHLE). Einige besonders interessante Beispiele aus den einzelnen Kommunen stellt der Regionalverband in den nächsten Wochen in seinen Social-Media-Auf­tritten vor.

 

Zwischen April 2022 und März 2023 hat das Team von „insitu World Heritage consulting“, einer Agentur, die sich auf solche Aufgaben spezialisiert hat, mit Hilfe vieler Expertinnen und Experten vor Ort die Elemente erfasst. Die Abteilung Klima, Energie und Nachhaltigkeit sowie Geoinformation des Verbandes pflegte anschließend die Daten in das digitale Ka­taster ein. Die vier Wetterauer Kommunen waren dem Verband 2020 zusammen mit Limeshain beigetreten. Limeshain ist aber bereits seit 2021 im Kataster enthalten.

 

Rouven Kötter, Erster Beigeordneter des Regional­verbandes (SPD), ist begeistert von der Fülle der erfassten Elemente: „Die Wetterau ist reich an his­torischen Zeugnissen, die es zu bewahren gilt. Ich danke der Agentur insitu, den zuständigen Abteilun­gen des Regionalverbandes und den vielen ehrenamt­lichen Bürgerinnen und Bürgern für diese akribische Arbeit. Sie wird nicht nur für Planungszwecke, son­dern auch für lokalgeschichtliche Forschungen eine große Hilfe sein.“ 

 

Die Funde untermauern den Ruf der Wetterau als Kornkammer der Region. Die Flüsse des Vogelsberg-Massivs waren ein idealer Standort für Mühlen, die fruchtbaren Böden sorgten für eine ertragreiche Landwirtschaft. So ist es kein Wunder, dass 195 der 500 neu erfassten Landschaftselemente aus diesem Bereich stammen. Typisch sind hier zahlreiche Ackerterrassen, die anderswo in Deutschland eher selten erhalten sind. Gleiches gilt für sogenannte Hutungen, ein ehemals in ganz Deutschland verbrei­tetes Weidesystem (Allmende), von denen es heute oftmals keine Reste mehr gibt. Weitere Beispiele sind Kuhbäume, die überall in Deutschland an Weide­standorten vorkommen, aber kaum bekannt sind. Aus der Kategorie Siedlung und Verteidigung sind es 129 Elemente, die das Kataster nun ergänzen. Auch Berg­bau und Gewerbe prägte die Region (80 Elemente). Heute zeugen noch zahlreiche Basalt- und Sandstein­brüche von dieser Zeit. Weitere Elemente stammen aus den Bereichen Verkehr (55) und Sonstiges (31).   

 

Das Kulturlandschaftskataster gibt es bereits seit 2006 und wird von den Mitgliedskommunen des Ver­bands, von Planungsbüros, Vereinen und interessier­ten Bürgern genutzt. Gut 27.000 Elemente enthält die Online-Kartenanwendung. Ein besonderes Augen­merk legt der Regionalverband auf Kulturhistorische Landschaftselemente, die in anderen Katastern sel­ten vorkommen und insgesamt weniger Aufmerksamkeit erhalten, weil sie nicht denkmalgeschützt sind.

Auch der Regionalverband selbst nutzt all diese Da­ten als Grundlage für seine Arbeit, zum Beispiel für die Landschaftsplanung, im Regionalen Flächen­nutzungsplan oder in der Strategischen Umweltprü­fung. Ziel ist es, alle wertvollen Elemente zu be­rücksichtigen, wenn zum Beispiel Straßen gebaut oder Baugebiete ausgewiesen werden. Ein weiteres Ziel ist es, bei der Bevölkerung ein Bewusstsein für das kulturelle Erbe zu wecken und so die Spuren unserer Vorfahren zu schützen und die Identität mit der Heimat zu erhöhen.

 

Weitere Infos:

  • Das Kulturlandschaftskataster des Regionalver­bandes gibt es online unter der Internet­adresse: www.kulturlandschaft-frm.de
  • Ein technisches Schmankerl des Katasters ist die Möglichkeit, historische Karten einzu­blenden: Zum Beispiel topographische Karten ab 1876, Luftbilder von 1935 oder auch die „Historische Karte der Rhein-Main-Region“, die der Verband selbst entwickelt hat.

Darüber hinaus arbeitet der Regionalverband auch ständig daran, Fotos von Baudenkmälern in seinem Kataster zu ergänzen. So sind jetzt ei­nige neue Fotos für Bad Homburg, Königstein, Butzbach, Wölfersheim, Bad Nauheim, Oberursel, Frankfurt-Sachsenhausen, Bad Vilbel und Kron­berg hinzugekommen.